Das regelmäßige Impfen von Hunden ist wichtig. Dennoch brechen die Diskussionen über die Sinnhaftigkeit und vor allem Häufigkeit der einzelnen Impfungen nicht ab. Darum empfiehlt sich – bei allem Vertrauen zum Tierarzt – auch für den Hundehalter ein Blick auf aktuelle wissenschaftliche Empfehlungen zum Impfen von Hunden. Auch mit kritischen Stimmen sollte man sich auseinandersetzen, um zum Wohle des eigenen Hundes eine sinnvolle Entscheidung treffen zu können.
In letzter Zeit hat sich in punkto Impfungen viel getan. Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin hat ihre Leitlinien ebenso überarbeitet wie der WSAVA, der Weltverband der Kleintierärzte. Beide Gremien schränken die bisher üblichen jährlichen Wiederholungsimpfungen ein, wobei die – nicht gerade pharmafreundlichen – Empfehlungen des Weltverbandes der Kleintierärzte getrost als Revolution auf diesem Gebiet angesehen werden können.
Was wird Hunden geimpft?
Zu den Core-Impfungen gehören Immunisierungen gegen Parvovirose, Staupe, Leptospirose, Tollwut und Hepatitis. Sie bilden die Basis und werden für alle
Hunde empfohlen, da sämtliche Tiere gegen diese gefährlichen Erkrankungen geschützt sein sollten.
Daneben gibt es Non-Core-Impfungen, die man nach individueller Gefährdungslage mit dem Tierarzt festlegt. Zu diesen Wahlmöglichkeiten zählen Impfungen gegen Bordetella bronchiseptica, Canines Herpesvirus, Canines Parainfluenzavirus, Dermatophytosen, Leishmaniose und Lyme-Borreliose.
Leitlinien der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin zum Impfen vom Hunden
Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin ist ein Gremium aus Wissenschaftlern und Tierärzten, welches sich zum Ziel gesetzt hat, speziell für Tierärzte fachlich unabhängige und wissenschaftliche fundierte Leitlinien für das Impfen von Hunden festzulegen. Sie entstand ursprünglich auf Initiative des Bundesverbandes praktizierender Tierärzte e.V.
Da sich die gesundheitliche Gefahrenlage für unsere Tiere ständig ändert, passt die Impfkommission die Leitlinien regelmäßig den aktuellen Gegebenheiten an. Interessant ist, dass die Empfehlungen teilweise von denen der Pharmahersteller abweichen.
Kürzlich wurden die Empfehlungen zum Impfen von Hunden wieder auf den neusten Stand gebracht. Wir veröffentlichen das Impfschema hier als Übersicht und raten Ihnen, zusätzlich die detaillierteren Ausführungen der Impfkommission zu lesen, die Sie auf der Webseite des Tierärzteverbandes herunterladen können. Die Impfkommission geht darin auch auf die Non-Core-Impfungen ein.
Grundimpfung gegen Parvovirose, Staupe, Leptospirose, Tollwut und Hepatitis
Die Grundimmunisierung der Welpen findet in den ersten beiden Lebensjahren statt. Empfohlen werden im Alter von:
8 Lebenswochen: Parvovirose, Staupe, Leptospirose, (HCC)
12 Lebenswochen: Parvovirose, Staupe, Leptospirose, (HCC), (Tollwut – siehe unten)
16 Lebenswochen: Parvovirose, Staupe, (HCC)
15 Lebensmonaten: Parvovirose, Staupe, Leptospirose, (HCC), (ggf. Tollwut)
Maternale Antikörper werden vom Muttertier an die Welpen weitergegeben und können die Impfung wirkungslos machen oder zumindest abschwächen, sofern der Welpe zum Zeitpunkt der Impfung noch zu viele davon in sich trägt. Die Antikörper der Mutter können den Impfstoff neutralisieren. Da man den Antikörperspiegel des Welpen in der Regel nicht kennt, ist es nach Meinung der Impfkommission sinnvoll, im fraglichen Zeitraum mehrere Impfungen zu verabreichen, um den optimalen Zeitpunkt zu treffen und einen guten Schutz aufzubauen.
Sind die Welpen allerdings schon 16 Wochen oder älter, dürften sie keine maternalen Antikörper mehr in sich haben. Deswegen genügt eine einmalige Impfung bei Verwendung von Lebendimpfstoffen oder eine zweimalige Impfung bei inaktivierten Impfstoffen, die man im Abstand von 3–4 Wochen verabreichen lässt. Bei beiden Schemata ist eine weitere Impfung nach einem Jahr zum Abschluss der Grundimmunisierung wichtig.
Wiederholungsimpfungen
Im Laufe der Zeit schwächt sich der Impfschutz ab, sodass nach Meinung der Impfkommission regelmäßige Wiederholungsimpfungen nötig werden. Der Weltverband der Kleintierärzte sieht das anders, wie weiter unten folgt.
Leptospirose
Jährliche Wiederholungsimpfungen sind ratsam. Dabei sollte man den Impfstoff neben den Serogruppen Canicola und Icterohaemorrhagiae um weitere Gruppen wie Grippotyphosa und Australis erweitern.
Parvovirose, Staupe, HCC
Nach der Grundimmunisierung werden Wiederholungsimpfungen in dreijährigem Rhythmus empfohlen.
Tollwut
Die Intervalle der Wiederholungsimpfungen richten sich nach dem Angaben der Herstellers des Impfstoffs und liegen zwischen 2 – 3 Jahren.
Die Impfkommission erachtet eine umfangreiche Grundimmunisierung aus drei Impfungen im Alter von 12 und 16 Wochen sowie 15 Lebensmonaten als ideal. Damit wäre es wahrscheinlicher, dass die Tiere einen für Reisen in Endemiegebiete erforderlichen Titer von 0,5 IE/ml aufweisen. Diese Empfehlungen übersteigen die gesetzlichen Anforderungen.
Anmerkung der Redaktion
Was den Tollwut-Antikörper-Titer betrifft, wird er oft – nicht immer- auch nach nur ein oder zwei Grundimmunisierungen gegen Tollwut erreicht. Wer zu häufige Impfungen vermeiden möchte, der könnte den Antikörper-Titerspiegel im Falle einer geplanten Reise vom Tierarzt prüfen und durch Nachimpfung ggf. anheben lassen. Natürlich geht bis zum Aufbau des gewünschten Titers Zeit verloren, die man nicht immer hat. Bitte besprechen Sie sich in einem solchen Fall mit Ihrem Tierarzt.
Die neue, revolutionäre Impfrichtlinie des WSAVA
Während die deutsche Impfkommission immerhin schon von der jährlichen Impfung gegen Staupe, Parvo und Hepatitis abrückt und eine dreijährige Wiederholung empfiehlt, geht die WSAVA, der Weltverband der Kleintierärzte, noch viel weiter. Die Organisation rät dringend dazu, Impfungen auf das Nötigste zu beschränken.
Hier die neusten Empfehlungen auf einen Blick:
1. Alle Welpen sollen mit 14 bis 16 Wochen die letzte Welpenimpfung gegen Staupe, Hepatitis, Parvo erhalten. SHP werden als Core-Impfungen für alle
Hunde empfohlen.
2. Eine weitere SHP Impfung nach einem Jahr ist angeraten. Allerdings wäre sie nicht immer nötig, da bereits 98% der Tiere durch die erste Impfung geschützt sind. Mit der Wiederholungsimpfung schützt man nur die Tiere, bei denen durch die Welpenimpfung kein ausreichender Schutz aufgebaut wurde.
Ob die Wiederholung nötig ist, verrät bei Bedarf ein Titertest. Dafür kommen neue Tests auf den Markt, Zum Beispiel VacciCheck von Biogal Laboratories und TiterCheck von Zoetis. Beide können sofort vom Tierarzt und ohne Labor durchgeführt werden.
3. Gegen SHP sollte nicht öfter als alle drei Jahre geimpft werden, aber auch diese Wiederholung ist kein Muss. Die Tiere haben durch die Grundimmunisierung oder spätestens durch die Auffrischung nach einem Jahr häufig einen lebenslangen Schutz erworben. Auch hier hilft im Zweifel ein Antikörper-Titertest, den der Tierarzt beim jährlichen Gesundheitscheck durchführen kann.
4. Gegen Leptospirose sollte nur in gefährdeten Gebieten geimpft werden.
5. Tollwut soll je nach Gefahrenlage im Land verabreicht werden – oder eben auch nicht.
6. Zwingerhusten ist laut WSAVA eine leichte Erkrankung. Eine Impfung dagegen wäre nur sinnvoll, wenn das Tier in engem Kontakt zu anderen Hunden steht.
Auf
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können] wird eine detaillierte Übersetzung des WSAVA-Dokuments angeboten.
Impfgegner
Auf
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können] wird das Thema der Impfschäden gründlich erörtert. Impfungen enthalten oft gefährliche und hochgiftige Zusatzstoffe in Form von Metallen, die im Körper der
Hunde dramatische Auswirkungen haben. Impfungen können ferner das Immunsystem beeinträchtigen und weitere Vorgänge im Körper stören. Die Webseite ist in jedem Fall zu empfehlen, auch wenn nicht alle Tiere von den Nebenwirkungen einer Impfung betroffen werden.
Interessant ist auch der Artikel „Impfungen können krank machen – auch unsere
Hunde“ vom Zentrum der Gesundheit. Der Artikel spricht viele kritische Punkte an.
Fazit
Die Leitlinien der deutschen Impfkommission sind schon ein Fortschritt im Vergleich zur bisherigen Impfpraxis. Da Impfungen aber auch starke Nebenwirkungen und im schlimmsten Falle Spätfolgen haben können, sollte beim Impfen von Hunden der Grundsatz gelten: So viel wie nötig und so wenig wie möglich! Richten Sie sich auch nach dem Alter und Zustand Ihres Hundes. Überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem (vertrauenswürdigen) Tierarzt, welche Gefahrenlage in Ihrem Wohngebiet herrscht und ob überhaupt alle üblichen Impfungen notwendig sind. Ein Hund beim Züchter, der auf Ausstellungen und beim Sport viel mit anderen Tieren in Kontakt kommt, befindet sich in einer anderen Gefährdungssituation als ein Familienhund mit kleinem “Wirkungskreis”. Wenn der Hund während des Urlaubs in einer Tierpension bleiben soll, sollte man sich rechtzeitig nach den Gepflogenheiten erkundigen.
Die Empfehlungen des Weltverbandes der Tierärzte gewährleisten einen sicheren Impfschutz, ohne das Immunsystem der Tiere zu überfordern und die
Hunde immer wieder gefährlichen Wiederholungen auszusetzen. Mögliche negative Folgen von Impfungen sind dadurch zwar nicht völlig ausgeschlossen, aber das Nutzen-Risiko-Verhältnis scheint akzeptabel.
Weiterhin empfehlen wir allen Hundehaltern, sich vorab über die Verträglichkeit des vom Tierarzt verwendeten Impfstoffs zu erkundigen. Dazu ist das Internet eine gute Quelle, um Erfahrungen anderer Hundebesitzer zu recherchieren.
Quelle : 1A
Hunde .de